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Die Nicht-Empfehlung: "The Art of Banksy - Without Limits" - Ausstellung

Vergangenen Freitag war ich in der Ausstellung "The Art of Banksy - Without Limits". Und sagen wir mal so: ab Mitte der Ausstellung hatte ich absolut gar keinen Bock mehr. Aber erstmal von vorne.

 

Meine Großtante und ich erleben immer Dinge, also haben wir uns überlegt, dass mal wieder Kultur auf dem Programm stehen sollte und haben uns für die Banksy Ausstellung auf der Frankfurter Zeil entschieden. Am Ausstellungsort angekommen, ging es erstmal hoch. Auf ausgeschalteten Rolltreppen stiegen wir dem Kunsterlebnis entgegen. Vorbei am Vinokilo Pop-up Store, der nur kurz mein Interesse für sich gewinnen konnte. Vintage ist einfach nicht mein Ding und Vintage aus irgendwelchen Plastikstoffen schon mal dreimal nicht. Also weiter, in den zweiten Stock, die ausgeschalteten Rolltreppen hielten uns nicht auf. 

 

Oben angekommen schockte erstmal der Preis. Ermäßigt bezahlte Mensch 14€ Eintritt, regulär wäre der Preis für Erwachsene 18€ gewesen. Ziemlich viel, meines Empfindens nach, aber da meine Großtante mich einlud, hielt ich mich nicht allzu lange mit den Grübeleien auf.

 

Wir betraten nun also die Ausstellung und schnell wurde klar: Banksys Kunst ist toll, facettenreich, überraschend und gesellschafts- und konsumkritisch. Toll also - das wusste ich ja aber schon davor, dass ich seine Werke mag. Nur gab es ein Problem: alles, was wir in der Ausstellung bewundern durften, waren keine Originalwerke von ihm, sondern nur Drucke. Und nicht mal Drucke aus seiner Druckerei, sondern nur irgendwelche anderen Abzüge. Ich hatte davor schon bei der hessenschau davon gelesen [1], allerdings nur bei Instagram, weswegen mir das Ausmaß dieser Farce erst nach und nach bewusst wurde.

 

Man lief also so durch die Ausstellung und fand vieles gut, verstand manches nicht und befand sich dann, circa am Ende der ersten Hälfte, in einem Ausstellungsteil wieder, der Banksys konsumkritische Werke zeigte. Oder auch nicht zeigte, je nachdem. Und da kam mir die Frage: was mache ich hier eigentlich? Bin ich gerade tatsächlich in einer Ausstellung eines Künstlers und sehe kein Originalwerk von ihm? Wie geht das überhaupt? Haben die Macher*innen der Ausstellung wenigstens für die Drucke bezahlt? Und wieso ist die Ausstellung nicht mit ihm? Wieso gibt es sie dann überhaupt? Was ist das Ziel? 

 

Ich schaute mich um und sah viele verschiedene Menschen. Eigentlich cool, aber so, wie diese durch die Ausstellung schlenderten, hier und da mal ein Selfie machten, wurde langsam klar, dass sie die Kunst eigentlich nicht verstanden. Sie waren da, weil es eben eine Banksy Ausstellung ist, weil das eben irgendwie cool ist. Und genau weil es irgendwie cool ist, gibt es auch die Ausstellung. Welchen Zweck diese dann wohl hat? Ich denke Geld. Banksy lässt sich gut verkaufen. Coole, hippe Street Art lässt sich wohl verkaufen - egal ob der*die Künstler*in sein*ihr OK gegeben hat oder nicht.

 

Quasi jedes Kunstwerk von Banksy kritisiert dieses unreflektierte Sein, den Kapitalismus und Egoismus. In jedem seiner Kunstwerke zeigt er auf, wie bescheuert unsere Welt ist und wie absurd wir in dieser leben. Die Ausstellung spiegelt das auch wieder, die Kunstwerke werden ja schon in einen Kontext gesetzt, aber die ganze Ausstellung an sich ist einfach eine Farce. Sie ist der Kapitalismus in Gewand einer anti-kapitalistischen und konsumkritischen Ausstellung.

 

Mir wurde also klar: diese Ausstellung ist sicher nicht im Sinne des Künstlers, Banksys Kunst wurde hier ganz klar instrumentalisiert. Ich wurde immer wütender. Als ich jedoch um die Ecke bog und nach dem Ausgang der Ausstellung auch noch einen Merch-Shop vorfand, war ich wirklich baff. Wer zum Teufel braucht ne Frisbee mit Banksy Kunst drauf? Oder ein Frühstücksbrett, einen Holzanhänger oder sonstigen unnötigen Kram? NIEMAND braucht das. Schon gar nicht, wenn der Künstler diese Sachen nicht selbst verkauft und davon profitiert.

 

Keine Ahnung, wie das alles mit den Lizenzen ist, Fakt ist aber, dass Banksy auf seiner Website [2] schreibt, dass seine Werke nicht für Profit gedacht sind. Absolute Zweckentfremdung also in dieser Ausstellung. Doch nicht nur mir stieß die Ausstellung bitter auf, auch meine Tante fand sie doof und so gingen wir wieder runter, die tausend Rolltreppen, die nicht rollten. Vorbei an Vinokilo und einer Art Bazar im Erdgeschoss. 

 

So im Nachhinein betrachtet, hätte ich nie in die Ausstellung gehen dürfen. Während mir es wie Schuppen von den Augen fiel, schämte ich mich, überhaupt Teil dieses teuren Spektakels gewesen zu sein. Ich weiß nicht mal, was das Schlimmste war. Der teure Eintritt? Die Kopien der Werke? Die absolute Farce Veranstaltung im Allgemeinen oder den Merch-Shop? I don't know, such dir was aus. Es ist einfach echt zum Kotzen.

 

Auch im Artikel der hessenschau [1] wird die Ausstellung kritisch hinterfragt und die Veranstalter werden interviewt. Die sind sich natürlich keiner Schuld bewusst. Fakt ist aber auch, dass der hr diese ganze Freakshow mitfinanziert. Groß, mit Logo auf den Tickets drauf steht.

 

Ich kann nur allen empfehlen, nicht zur Ausstellung zu gehen. Es ist viel zu teuer und viel zu eklig. Ach, das hab ich ja ganz vergessen, für die Ukraine ist natürlich auch eine Spendenbox aufgestellt worden. Neben Kunst von Bansky aus der Ukraine, die er in den zerbombten Städten gemacht hat. Anstatt, dass einfach die Einnahmen gespendet werden. Da würde man ja aber nichts verdienen.

 

Jetzt aber mal mein Fazit:

 

Eine, in den Kontext eingeordnete Ausstellung mit Banksys Arbeiten, auch wenn diese nur Kopien sind, finde ich an sich nicht schlecht. Das kann durchaus interessant sein. Diese sollte dann aber nicht kommerziell sein, sondern vielleicht von Kunststudent*innen vorbereitet werden und vielleicht sogar ganz kostenlos sein. So, wie Banksy es eben auch wollen würde.

 

Alles andere empfinde nicht nur ich als fake, sondern auch Banksy und von daher sollte man das echt nicht unterstützen. Und alle, die die Ausstellung super geil fanden: sorry, not sorry, aber ihr habt die Kunst wirklich nicht verstanden. Punkt.

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Kommentare: 2
  • #1

    Mr. (Mittwoch, 31 Mai 2023 08:40)

    Menschen die sich mit Kunst auskennen wissen jedoch, dass es in der Welt keine offizielle Banksy Ausstellung gibt.

  • #2

    Heinrich Maiworm (Sonntag, 09 Juli 2023 01:24)

    Dafür, dass Banksy konsum- und kapitalismuskritisch ist, beherrscht er die Klaviatur der Kulturindustrie virtuos. Er verweigert sich einer Zuordnung in wir=gut, die Anderen=böse. Das macht ihn spannend

    In eine Banksy-Ausstellung zu gehen, käme mir nicht in den Sinn. Auch wenn es reichlich Versuche gibt, das zu hintergehen, stehen seine Bilder für den Anspruch, technisch nicht reproduzierbar zu sein. Das ist ihre Aura.