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Erwartungen vs. Realität

Vor meiner Reise nach Schweden hatte ich selbstverständlich Erwartungen. Ich habe mir Situationen augemalt, habe mich auf diese vorbereitet, extra Dinge dafür eingekauft und Co. Doch darüber nachgedacht, dass die Realität vielleicht ein bisschen anders ist, das habe ich nicht.

 

Verstehe mich nicht falsch, ich finde es trotzdem gut hier und so, aber es ist grade wirklich etwas zäh. Ich bin hier zum Ski fahren hergekommen und dachte, dass es schon mindestens seit zwei Wochen genug Schnee geben müsste, um ihn mit meinen Langlaufskiern unsicher zu machen. Das ist aber einfach nicht der Fall. Letzte Woche konnte ich sogar noch mit Fleecepulli rumlaufen. Klar, Klimawandel gibt es auch in Schweden. Langsam wird es nun kälter, also wirklich kalt und es hat jetzt auch ein bisschen geschneit, aber von fahrbaren Schnee keine Spur. Und das schlägt dann doch schon aufs Gemüt.

 

Ich bin immer draußen, wenn die Sonne scheint oder wenn es hell ist. Ich mache Sport, ernähre mich gesund und treffe mich mit Freund*innen. Aber grade habe ich wirklich einen Durchhänger. Mir ist einfach total langweilig, weil alles, was ich mir für hier vorgenommen habe, nicht möglich ist oder ich nicht jeden Tag arbeiten kann. Ich arbeite sowieso schon ziemlich viel und klar, das wollte ich hier ja auch machen, aber es gibt natürlich Grenzen. Das Doofe ist auch, dass das ganze Arbeiten auch die Sachen verdrängt, die auch Gehirnkapazität benötigen, wie Schwedisch lernen. Nach so einem Tag Arbeit hab ich dann auch keinen Bock mehr. Ich mache aber wirklich jeden Tag Duolingo, also besser als nichts. Aber es ist halt auch nicht so viel, wie ich machen könnte.

 

Ich hatte aber auch zwei, drei richtig unrealistische Vorstellungen. Zum einen dachte ich, dass ich hier mit perfektem Schwedisch wieder nach Hause gehe, was ja offensichtlich unrealistisch ist, zum anderen dachte ich, dass ich hier viele schwedische Freund*innen kennenlerne, gerade beim Sport. In der Realität sind die Schwed*innen in meinem Studio aber wirklich super verschlossen und auch der eine Trainer ist super komisch und hat mich kaum integriert, weswegen ich jetzt nur noch alleine Sport mache. Auch sogar zweimal die Woche und so. Ich kann mich schon zu Sachen motivieren, aber mir ist einfach jeden Tag latent langweilig, so seit einer Woche ungefähr.

 

Also zusammengefasst, was habe ich mir anders vorgestellt? Sport und Freizeit. Freund*innen klammere ich mal aus, weil ich hier ne ganz liebe Freundin gefunden habe und die "reicht" mir auch. So das mit der Dunkelheit macht mir tatsächlich weniger Probleme als gedacht und ich kriege auch tendenziell den Arsch hoch, aber ich merke einfach, dass ich grade super enttäuscht bin, dass ich nicht Ski fahren kann und das kratzt wirklich an meiner allgemeinen Motivation für ganz viele Dinge.

 

Ich hoffe einfach, dass es jetzt mal richtig mit Schnee los geht und ich ENDLICH Ski fahren kann. Wenn ich meinen Aufenthalt hier nochmal machen würde und planen müsste, dann würde ich frühstens im November, eher Dezember hierher kommen. Dann hat man auf jeden Fall Schnee und die beste Schneezeit ist anscheinend sowieso Februar. Na ja, jetzt kann ich's nicht mehr ändern.

 

So ein Reality-Check ist manchmal wirklich sehr frustrierend, aber ich versuche, mich nicht unterkriegen zu lassen. Heute ist so ein Tag, an dem ich einfach chillen möchte, aber ich hab auch PMS und dann weiß ich "ach ok, das hat vielleicht auch mit dem Zyklus zu tun" und dann ist es auch völlig in Ordnung, wenn ich mich dann mal ein bisschen antriebslos fühle. Zumal ich heute schon über eine Stunde Spazieren war. Also antriebslos ist dann auch relativ gesehen.

 

Dachte so ein bisschen mehr Realität, zwischen all dem "oh toll Nordlichter" und "Lebenstraum" Content kann mal nicht schaden.

 

Bis bald! Hoffentlich dann mit mehr Schnee.

 

Deine Maya

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