Ich war in Abisko, laut Wikipedia [1] 195 km weit weg vom nördlichen Polarkreis und, natürlich, dort wegen Aurora. Mehr dazu in einem früheren Blogbeitrag. Ich war sooooo motiviert! Unfassbar.
Los ging es Dienstag Nacht, um 2:12 Uhr, vom Bahnhof in Umeå. Geplante Ankunft in Abisko? Um halb 11. Als ich in das 6er Damen-Liege-Abteil einstieg, roch die Luft nach den bereits schlafenden fünf Menschen. So leise wie möglich entledigte ich mich meiner dicken Winterklamotten, schob meine zwei kleinen Rucksäcke in die Ecke meiner Pritsche und versuchte zu schlafen. Das hat am Anfang ja überhaupt nicht gut funktioniert, da meine Füße zu kalt, mein Oberkörper zu warm und der Platz zu begrenzt war. Außerdem war der Geruch dieser Menschen so intensiv und ich, als sehr geruchsempfindlicher Mensch, habs wirklich nicht so richtig ausgehalten. Irgendwann bin ich dann aber eingeschlafen, nachdem ich mir meine Kopfhörer aufgesetzt und einen Podcast angemacht hatte und na ja, ich hab so drei bis vier Stunden mehr schlecht als recht gepennt.
Das lag unter anderem auch daran, dass meine Mitfahrerinnen natürlich nicht so spät eingestiegen waren und dementsprechend halbwegs gut geschlafen hatten. Die wurden dann alle so gegen sieben oder acht Uhr wach und ich na ja, ich lag ja ganz unten, ich dann also auch. Hilft ja nichts, dachte ich mir - und so wurde für die letzten zwei Stunden das Bett hochgeklappt und noch mit den wirklich sehr freundlichen und spannenden Mitfahrerinnen gequatscht.
Da es dann schon hell war, konnte man bereits die wunderschöne Landschaft mit Bergen und Seen bestaunen, die, ein paar hundert Kilometer hinter Umeå, dann auch endlich Schnee bedeckt war. Allerdings nicht genug zum Ski fahren, aber immerhin.
Der Nachtzug ist übrigens, das wusste ich anfangs auch nicht, von einem norwegischen Unternehmen und fährt bis nach Narvik in Norwegen. Meine Mitreisenden sind bis dahin weitergefahren, um Wale anzugucken! Eine andere ist eine Station vor Abisko ausgestiegen, in Kiruna. Ich erwähne das, weil Kiruna wirklich ein abgefahrener Ort ist. Da dort Bergbau betrieben wird und die Bodenschätze (Erz) teilweise unter den Häusern und anderen Gebäuden sind, wird die ganze Stadt Stück für Stück verschoben, um diese zu bergen. Außerdem kommt die Mine immer näher und deswegen gibt es auch Risse im Boden und in den Gebäuden. Die ganzen Häuser sind natürlich einsturzgefährdet, wenn die Mine noch näher kommt, deswegen der Umzug. Hier mal ein Artikel aus dem Spiegel dazu, mit Bildern, Schwedische Stadt Kiruna: Flucht vor der Mine.
Zurück zum Text - weiter geht's mit meiner Reise. Ich bin dann also in Abisko angekommen und habe relativ schnell mein Hostel gefunden. Da die Vormieter*innen meines Zimmers bereits ausgezogen waren, konnte ich direkt einziehen und musste nicht rumlungern. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das nicht bereits sogar schon so detailliert in meinem anderen Beitrag erzählt habe? Maybe. Also dann hier der Hinweis: Achtung, Dopplungsgefahr, aber macht ja nichts!
Also ich hab dann Essen gekauft und ein bisschen die Gegend erkundet. Der Boden war aber super super rutschig überall und ich habe keine Spikes mehr auftreiben können, also war alles ein bisschen piano. Ich war so tot, deswegen hab ich mir dann gar keine Lichter mehr an dem Abend angeschaut, sondern direkt gepennt. Irgendwie zehn Stunden oder so? Am nächsten Tag wollte ich dann zum See. Die Straße dorthin war aber so rutschig, dass ich nur an der Seite langgehen konnte und trotzdem habe ich mich hingelegt und mir ein bisschen das Knie verdreht. Der Punkt, an dem ich Wanderungen in diesem Urlaub gestrichen habe, weil sie einfach viel zu gefährlich waren. ABER: ich werde wiederkommen, mal im Sommer. Da ist nämlich der See sicherlich wunderschön und auch der Nationalpark toll besuchbar.
Am zweiten Abend (Donnerstag), hatte ich dann meine erste Tour. Sie fing vielversprechend an, mit einem klaren Himmel, einem Lagerfeuer und Preiselbeersaft. Leider zog es dann ziemlich zu und am Ende war es, als ob wir in einer Wolke sitzen würden. Zudem war es ziemlich kalt, so zwischen minus fünf und minus sieben Grad Celsius. Aurora gesehen? Haben wir nicht. Doch ich war nur ein bisschen enttäuscht, hatte ich doch für den nächsten Tag bereits die zweite Tour gebucht.
Doch leider musste ich diese absagen, weil es am Freitag geregnet hat und das wirklich keine so ganz gemütliche Atmosphäre war, für stundenlang Aurora suchen. Mein Geld habe ich glücklicherweise wieder zurückbekommen und so blieb ich an meinem letzten Abend im Hostel. Meine Mitbewohner*innen waren auch da und zusammen hielten wir Ausschau nach Nordlichtern. Durch den Regen war natürlich alles bewölkt, aber ein bisschen was haben wir sehen können. Leider nur SEHR wenig, aber besser als nichts würde ich meinen.
Am Anfang sah das wirklich aus wie eine Wolke. Ich hab es gar nicht richtig erkennen können, ehrlich gesagt. Irgendwann hatte ich dann aber gecheckt, wie es aussehen muss und dann ging's! War schon schön und es war auch schnell wieder weg und hat sich bewegt und so. Sehr cool. Ich freue mich auf jeden Fall sehr darauf, hier in Umeå noch ein weiteres Mal Nordlichter zu sehen, dann hoffentlich mit weniger Wolken...
Ja, was ist also mein Fazit? Egal ob ich Nordlicher gesehen hätte oder nicht, es war eine tolle Reise. Das Wetter war zwar jeden Tag anders, aber ich hatte meinen ersten Schnee diesen Winter und da ich Schnee wirklich unfassbar liebe, hat mich das schon sehr glücklich gemacht. Außerdem habe ich die Nordlichter gesehen! Wenn auch nur ein bisschen und ich hatte endlich mal Zeit ganz lange zu schlafen und zu entspannen und viel zu lesen. Habe ein ganzes Buch gelesen und das war toll.
Ich will nichts von meinem Aufenthalt missen und auch der Rückweg war cool. Musste zwar relativ häufig umsteigen, aber in jedem Ort googelte ich, wie viele Einwohner*innen dieser hat und womit die Leute so ihr Geld verdienen. Außerdem ist die Landschaft da oben wunderschön, da kann man wirklich stundenlang aus dem Fenster gucken und seinen Blick schweifen lassen.
Eine Frau aus dem Hostel war enttäuscht von ihrem Aufenthalt. Sie kam auch nur wegen der Nordlichter und hatte sie schon fünfmal dort in Abisko gesehen. Ich kann sie schon verstehen, aber hat sie nicht den Blick fürs Wesentliche verloren? Dafür, dass die Nordlichter ein Naturphänomen sind und man sie jedes Mal wertschätzen sollte, wenn sie da sind und braucht man doch nicht enttäuscht sein, wenn sie es nicht sind? So viele Dinge müssen zusammenspielen, dass man sie sieht und jedes Mal ist ein Geschenk. Es ist doch gar kein Verlust oder etwas worüber man traurig sein muss, wenn man das Geschenk nicht bekommt. Sonst wäre es ja nichts Besonderes mehr.
Das merke ich auch an meinen Hosts. Ich glaube die haben schon so oft Nordlichter gesehen, dass sie es nicht mehr so spannend finden wie ich. Die denken sich bestimmt "ach die armen Touris". Klar, das kann ich nachvollziehen, beides, also auch die Enttäuschung der Frau aus dem Hostel. Doch möchte ich das für mein eigenes Leben nicht so mitnehmen. Denn was ich vor allem aus den Nordlichtern ziehe, ist, dass man manchmal zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein kann, sogar sonst auch alles richtig gemacht haben kann und man vielleicht nur nicht die richtigen Erwartungen oder die "richtige Brille" hat, um das zu erkennen und dann zufrieden zu sein. Außerdem nehme ich viel mit aus dieser Kiste "Du musst nicht sauer, traurig oder selbstkritisch sein, über Dinge, die Du nicht in der Hand hast" mit. Ich habe vorab alles getan, dass ich die Nordlicher sehe. Habe die Werte per App gecheckt, bin an den passenden Ort gefahren und trotzdem war es nicht so "stark" oder "krass" wie ich es mir vorgestellt habe. Doch jetzt wieder die Brillen Metapher: es war trotzdem toll und es wäre auch toll gewesen, wenn ich Aurora nicht gefunden hätte.
Keine Ahnung, was es für andere Leute ist, aber mir ist durch Aurora buchstäblich ein Licht aufgegangen und ich hoffe, dass ich die Dinge, die ich durch sie und allgemein durch meine ganze Reise lerne, auch mit in meinen Alltag zuhause nehmen kann.
War vielleicht ein bisschen wirr jetzt, der letzte Teil, aber das entschuldige bitte, ich muss meine Gedanken noch ein bisschen ordnen, um so richtig greifen zu können, was ich erlebt habe.
Damit zwar etwas philosophisch zum Schluss und vielleicht auch mit ein oder zwei Dopplungen, in Bezug auf den anderen Blogbeitrag, hier mein letzter Beitrag zu meiner Abisko-Reise. Es geht aber die kommenden Wochen natürlich noch weiter mit meinem Erlebnis Schweden.
Liebe Grüße
Deine Maya
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