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Tomorrow Bank - alles Greenwashing?

Ich habe vor einigen Wochen einen Beitrag veröffentlicht, in dem ich die GLS Bank und die Tomorrow Bank auf Grundlage meiner eigenen Erfahrungen verglichen habe. Der Beitrag ging sowohl hier auf meinem Blog als auch als abgeänderter und angepasster Instagram-Post online und hat tatsächlich für einen regen Austausch gesorgt.

 

Ich habe viele Rückmeldungen dazu bekommen, auf die ich in diesem Beitrag jetzt gerne nochmal eingehen würde. Vorab ist es mir aber nochmal wichtig zu betonen, dass ich als absoluter Banking Laie die Situation begutachte. Ich verstehe deswegen nicht unbedingt immer alle Zusammenhänge im Bankwesen. Deswegen werde ich nicht alle Details hier besprechen oder darauf eingehen können. Wen das interessiert sollte selbst nochmal recherchieren, das ist sowieso immer eine gute Idee, wenn man sich fragt, wo und wann und wie man das eigene Geld anlegen sollte.

 

Kritikpunkt der Community Nr. 1: Die Tomorrow Bank ist gar keine richtige Bank

 

Das stimmt. Als Kunde der Tomorrow Bank ist man Kunde der Solarisbank. Auf der Website heißt es:

 

„Wir sind ein FinTech und arbeiten mit der Solarisbank zusammen. Wir haben aktuell noch keine eigene Banklizenz. Aus diesem Grund haben wir uns mit der Solarisbank aus Berlin zusammengetan, damit wir euch alles bieten können, was eine Bank können muss. Die Solarisbank versorgt junge Firmen wie uns mit einem sogenannten Kernbanken-System, hat eine eigene Banklizenz und untersteht der Aufsicht der BaFin (Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht).“ [1]

 

Was das für Probleme mit sich bringen könnte, erfahrt ihr später.

 

Die Solarisbank macht hierbei den so genannten „Banking-as-Service“. Hier mal eine Definition:

 

„Bei einer Banking as a Service Lösung stellt der Anbieter für unterschiedliche Anwendungsbereiche (z.B. Kernbankfunktionen, Payments, Kredit-/Wertpapier-/Einlagengeschäft, KYC, Kryptohandel etc.) Services/Anwendungen zur Verfügung, welche durch die Kunden des Anbieters (z.B. andere Finanzinstitute oder Fintechs) aus einem Baukasten genutzt und individuell zusammengestellt werden können.“ [2]

 

Mehr kann und will ich nicht zu dem „Vorwurf“, dass die Tomorrow Bank gar keine Bank sei, nicht sagen, weil ich davon keine Ahnung habe. Ich finde sie macht das eigentlich relativ transparent in ihren FAQ’s und wenn man sich vorab richtig informiert, dann checkt man auch, dass nicht die Tomorrow Bank die Bank ist, sondern eben die Solarisbank.

 

So, jetzt kommen wir aber mal zu den Problemen mit der Solarisbank. Die hatte nämlich in der Vergangenheit einige Betrugsskandale, in denen sich Betrüger die einfachen Identifikationsverfahren zunutze gemacht haben. So konnten sie leicht auf das Konto von Kund:innen zugreifen. Deswegen hat die Volksbank sogar den Zahlungsverkehr eingestellt. Ein guter und vor allem ohne pay-wall verfügbarer Beitrag vom Deutschlandfunk erklärt das ganz gut [3]. Der ist allerdings schon ein bisschen älter. Manche Artikel (mit paywall) waren aber von 2021, also scheint das immer noch ein Problem zu sein und auch ich fand das Online-Banking ebenfalls ein bisschen unsicher. Wenn Euch das interessiert, dann lest Euch diese ganzen Sachen am besten selbst mal durch.

 

Kritikpunkt der Community Nr.2: Greenwashing bei der Tomorrow Bank – Abmahnung der Verbraucherzentrale BaWü!

 

Ja, richtig gelesen, die Verbraucherzentrale BaWü hat die Tomorrow Bank abgemahnt [4] und zu Beginn der Abmahnung fand ich die Punkte auf jeden Fall gerechtfertigt, wie sich das ganze aber entwickelt hat, wirkt auf mich aber teilweise etwas subjektiv, aber lest selbst:

 

Kritikpunkte der Verbraucherzentrale:  [4]

  1. Die Tomorrow GmbH warb auf ihrer Homepage für ein klimaneutrales Girokonto und stellte Verbraucher:innen in Aussicht, sie würden ihren Co2-Fußabdruck kompensieren.
  2. Nach Abmahnung der Verbraucherzentrale hat die Tomorrow GmbH ihre Werbung korrigiert und eine Erläuterung der Kompensationswirkung ergänzt – „Über die Kontogebühr finanzieren wir CO₂-Zertifikate, die den CO₂ -Fußabdruck des jährlichen deutschen Durchschnitts von 11,17 t Pro-Kopf-CO₂-Emissionen kompensieren.“
  3. Ob ihre Geldanlage wirklich nachhaltig ist, bleibt für Verbraucher:innen aber weiterhin nicht nachvollziehbar. 

Ich finde die Begründung für das Fazit (Punkt 3) ist so ein bisschen subjektiv durch diese zwei Sätze in der Begründung:

 

„Doch Verbraucher:innen, die es genauer wissen wollen, lässt das Unternehmen weiterhin im Dunkeln tappen. Durchschnittswerte sind für eine informierte und selbstbestimmte Entscheidung schlicht substanzlos.“ [4]

 

Ja klar ist das nicht so 100% genau, aber wie soll man das denn für ein Individuum machen? Das ist schlicht nicht möglich und es ist doch ganz normal, dass man Sachen auf Durchschnittswerte bezieht. Außerdem kann man als Kund:in angeben, wie man sich ernährt (vegan, vegetarisch, omnivor) und man bekommt dann angezeigt, wie viel CO2 der Einkauf emittiert hat. Natürlich wird da nicht berechnet, dass man so und so viele Bananen oder Avocados hatte, aber ist ja eine gute Orientierung. Lieber 11 Tonnen kompensieren als nichts, ist meine persönliche Meinung.

 

Was ich eigentlich den viel spannenderen und vor allem auch deutlich wichtigeren Kritikpunkt der Verbraucherzentrale finde, wenn es um das Thema Greenwashing geht, ist der, dass die Nachvollziehbarkeit nicht gegeben ist:

 

„Das Geld der Kontoinhaber liegt bei der Solarisbank. Diese veröffentlicht jedoch auf ihrer Internetseite weder einen Geschäftsbericht noch aussagekräftige Informationen zur Nachhaltigkeit der Mittelverwendung“ [4]

 

Das ist also hier eine Stelle, an der Transparenz verloren geht, was immer kein so gutes Zeichen in dem ganzen Nachhaltigkeitsthema ist. Die Tomorrow Bank hat zwar einen Geschäftsbericht, in dem alles transparent gezeigt wird, die Solarisbank aber nicht und so muss man dann wohl einfach glauben, dass das schon mit rechten Dingen zugeht und das Geld wirklich auch nachhaltig angelegt wird.

 

Mein persönliches Fazit:

 

Mein Gesamteindruck von der Tomorrow Bank ist, dass sie eine gute und grüne Grundidee haben. Ich finde diese CO2 Kompensation hat wirklich etwas Unseriöses, weil das so ein Greenwashing-Verkaufsschlager ist, aber an sich kann man gut nachvollziehen, wo der Impact stattfindet [5]Bei dieser ganzen Banking Transparenz-Sache muss ich wirklich sagen, dass ich da viele Zusammenhänge nicht so ganz verstehe. Selbst wenn ich alle Berichte lesen könnte, würde ich ja nicht alles verstehen, weil ich gar nicht weiß, was da manche Sachen bedeuten.

 

Ich denke es wird sich einfach mit der Zeit zeigen müssen, ob die Tomorrow Bank wirklich einen positiven Impact hat. Bis dahin muss man sich als Kund:in einfach nur überlegen: finde ich das Konzept gut? Fühle ich mich hier wohl?

 

Deswegen ist mein Fazit nach wie vor: Tomorrow Bank für mein Ausgaben/Haushaltskonto ja, für alles andere würde ich, im Bereich nachhaltiges Banking, weiterhin zur GLS-Bank gehen. Die gibt es schon richtig lange und hat wirklich in der Vergangenheit schon zeigen können, dass sie gut ist.

 

 

Was meint Ihr? Blickt Ihr da noch durch? Schreibt es mir gerne in die Kommentare!

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