Ich habs langsam wirklich satt. Ich bin es Leid, dass ich still in der Ecke sitzen muss, intolerante Menschen um mich herum ertragen muss und durch kleine, spitze Bemerkungen, regelmäßig als Veganerin diskriminiert werde und mich dann aber auch nicht wehren darf, weil ich am Ende ja dann belehre und doch wieder an allem Schuld bin und ichs ja dann auch war, die das Thema angefangen hat.
Sorry, was? In welcher Welt leben wir denn, in der es ok ist, mein Essen mit den Worten "Das sieht aber eklig aus" oder "Diese Ersatzprodukte würde ich ja niemals essen, dann lieber richtiges Fleisch" zu kommentieren, während man nebendran sitzt und sich totes Tier in den Mund schiebt, wohlgemerkt von mir unkommentiert. 1. zwingt dich hier niemand mein Essen zu essen, 2. vielen Dank, dass du mein Essen schlecht gemacht hast, ich wollte es gerade essen und auch genießen, deswegen habe ich es mir ja gekauft und 3. esse ich lieber diese Ersatzprodukte, bevor ich mir totes Tier, Muttermilch anderer Säugetiere oder nicht ausgebrütete Küken reinfahre.
Und wenn dann doch mal ein paar Worte der veganen Gegenwehr fallen, dann ist man immer direkt belehrend und pipapo, egal was man gesagt hat. "Ich lebe vegetarisch und bis jetzt wurde ich noch nie dafür kritisiert" - ja gut Junge, du hast dich hier grade in ein Gespräch eingemischt, das nicht mal mit dir geführt wurde, fühlst dich angegriffen und willst mir jetzt erzählen, dass das Tierleid von Kühen und Hühnern ok ist, weil sie halt nicht (direkt) sterben? Ja kannst du ja denken, aber die Realität ist nun mal ne andere, dein Kühlschrank zeigt auch nicht grade, dass du gute Tierhaltung kaufst, also ist definitiv auch dein Kaufverhalten nicht gerade fördernd für das Tierwohl im Allgemeinen und mal ganz by the way: wenn dich hier irgendwas triggert, schon mal dran gedacht, dass ich dich nicht belehre (ich habe a) nicht mit dir geredet und b) ging es nur um das Eiklar in vegetarischen Ersatzprodukten (mehr dazu in einem anderen Blogbeitrag)), sondern dass das vielleicht nen Konflikt in dir selbst ist? Ich mein du bist schon vegetarisch und hast dich damit auseinander gesetzt, dann weißt du ja eigentlich, dass der Weg noch länger sein kann!
Und nicht falsch verstehen, mir gehts hier nicht drum Vegetarier:innen oder Omnivore zu verurteilen. Mir ist langsam wirklich so scheiß egal was andere Leute essen, das kann ich alleine sowieso nicht ändern, das gibt nur Stress.
Was mich aufregt ist einfach, dass alle Menschen von mir erwarten, dass ich akzeptiere, dass sie Fleisch und Co. essen und dann aber im Gegenzug kein Verständnis für mich haben, die auch mal nen Ersatzprodukt isst, mal ihre Meinung zu nem Thema sagt oder einfach nur da ist. Ich möchte nicht an einem Tisch sitzen, wo ständig Witze über Veganer:innen gemacht werden. Ja, das verletzt mich! Und noch mehr verletzt mich, dass ich mich nicht mal wehren kann, ohne am Ende der Buhmann zu sein. Oder die Buhfrau, was auch immer.
Was soll das denn? Vor allem gerade bei mir ist das doch zu erwarten, dass ich vielleicht nicht immer die prominentesten Meinungen habe, aber das sollte doch allen klar sein. Wer ist denn bitte bei mir noch überrascht, dass ich für das Tierwohl, das Klima und Co. bin?
Ich bin fucking Aktivistin Leute! WIESO WUNDERT DA NOCH IRGENDWEN WAS?
Und wieso darf ich darüber nicht reden, nur weil manche von Euch sich da irgendwie auf den Schlipps getreten fühlen? - Bevor Ihr anfangt da die Fehler bei mir zu suchen, solltet Ihr mal lieber drüber nachdenken, wieso Ihr Euch so getriggert von mir fühlt.
Und ja, früher habe ich aktiv mit den Leuten darüber geredet und Diskussionen auch vom Zaun gebrochen. Schuldig. Diese Phase hat jede:r Veganer:in mal irgendwann. Doch mir ist das zu bunt geworden im Alltag. Das raubt mir einfach Kraft und Nerven und deswegen halte ich einfach meine Schnauze. In der Regel eben. Doch wenn ich mal was sage, auch bei unverfänglichen Dingen wie Siegel und Co., was da besser ist und so, dann akzeptiert doch einfach, dass ich da keinen Freifahrtschein für bio EU geben kann und dass eben vegetarische Ersatzprodukte auch mit Tiertod und in erster Linie auch viel Tierleid in Verbindung stehen.
Das musste einfach mal raus, weil sich solche Erlebnisse in den letzten Wochen gehäuft haben. Nach fast drei Jahren Veganismus finde ich es einfach super nervig, dass ich immer noch solche Erlebnisse habe. Doch wird auch deutlich, dass es einfach andere (neue) Leute sind, mit denen ich solche Diskussionen führe, also wird's da wohl auch hoffentlich bald besser.
Falls es Euch auch so geht: Ohren steif halten und immer daran denken, dass es nicht an Euch persönlich gerichtet ist, sondern Euer vegan sein. Klingt auch nicht besser, ich weiß, aber irgendwie hilft das manchmal trotzdem...
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