Manchmal schäme ich mich ein bisschen dafür, dass ich mal nicht vegan war. Ich schäme mich dafür mit welcher Gedankenlosigkeit ich Fleisch gegessen habe. Bratwurst? Mein absolutes Lieblingsessen und ich hab es wirklich verschlungen. Auch kalt. War mir egal, mochte ich übertrieben gerne.
Generell war ich immer eher der Wursttyp. Ich mochte auch super gerne Lyoner. Noch heute schmecken mir Brötchen besonders gut mit veganer Lyoner. Ich weiß auch nicht wieso.
Ich habe mich heute daran erinnert, dass ich vor fünf Jahren mal an einem Stand von Peta vorbeigegangen bin und ich das, was mir da erzählt wurde, einfach abgetan habe. War mir einfach egal.
Heute frage ich mich: was muss der Peta - Mensch nur von mir gedacht haben? Unreflektierte, privilegierte, sorgenlose Abiturientin, die jetzt ihr Studium anfängt und nichts von der Welt checkt?
So denke ich ja jetzt selbst manchmal.
Ich kann es nicht so richtig verstehen, wieso nicht jeder wenigstens zum Großteil vegan lebt. Ich akzeptiere es und ich will auch niemanden dazu zwingen. Verstehen tue ich es aber nicht.
Ok, ganz so stimmt das auch nicht.
Ich kann nicht verstehen wieso jemand Fleisch und Milch aus Massentierhaltung konsumiert. Das kann ich wirklich nicht verstehen.
Der Rest ist eine andere Geschichte, um die es jetzt aber nicht gehen soll.
Es geht ja um mich und die Zeit, in der ich eben auch genauso unbedacht war, wie die Menschen, die ich jetzt immer komisch finde.
Ich habe einfach gegessen, weil ich Lust hatte und die Tiere und all sowas, das war mir in dem Moment einfach nicht so wichtig.
Ich war sogar zweimal zwei Jahre Vegetarierin und nicht, weil mir die Tiere Leid getan haben, sondern weil ich mal ein Wurstbrötchen gegessen habe, das zu warm war und ich dann keinen Bock mehr auf Fleisch hatte...
Viele Veganer habe ich auch als extrem belehrend empfunden und ja, auch ich habe mich gerechtfertigt. Nicht direkt vor den Veganern, aber vor mir selbst.
Das ist wohl so ein Ding was man macht, wenn man mit Veganern zutun hat und selbst keiner ist.
(Wir stellen uns das hier jetzt übrigens alles gegendert vor...)
Also wie war ich: irgendwie auch beratungsresistent? Ich wollte "das alles" ja oft auch nicht hören. Mit dem großem ABER, dass ich mir Gedanken über die Dinge gemacht habe, die andere mir erklärt haben.
Klar, auch ich habe mich dagegen gewehrt das zu akzeptieren, weil ja das ganze Leben komplett in der Kritik stand. Alles, womit man aufgewachsen ist!
Doch je länger ich drüber nachgedacht habe, desto logischer wurden die Argumente eben und jetzt bin ich da wo ich bin.
Vegan und glücklich.
Yeah!
Wieso schreibe ich diesen Artikel?
a) um mich mal selbst zu reflektieren
b) um zu zeigen, dass wir alle mal "klein" anfangen (wir, damit sind natürlich die krass coolen und super ethisch lebenden VeganerInnen gemeint, an denen sich jeder orientieren sollte, weil sie besser sind. Besser als Nicht - Veganer und besser als sowieso alle) HUST
das mit dem "weil wir alle mal klein anfangen" klingt ohne eine Portion Sarkasmus einfach so krass belehrend...
c) um zu zeigen, dass kleine Schritte in die vegane Richtung irgendwann dazu führen können, dass man komplett mit dem Veganismus cool ist und ihn in sein Leben integriert. Diese Schritte können auf der Ernährungsebene stattfinden oder eben auf einer geistlichen. Ich bin von einem auf den anderen Tag vegan geworden und bei mir war es vor allem der Kopf, der den letzten Schritt gegangen ist. Davor hab ich auch quasi vegan gelebt, habe mich aber absolut noch nicht bereit dazu gefühlt. Irgendwie auch wegen des gesellschaftlichen Stigmas. Doch irgendwann kam dann der Punkt und ab da 100% vegan. Nochmal YEAH!
Und jetzt, nur mal so am Rande:
Was ich wirklich all die Jahre nicht verstanden habe: den Porn auf Käse. "Ich kann nicht vegan werden, weil ich so gerne Käse esse". Das wäre nie von mir gekommen. #ichsteheaufwürste (und wer jetzt was falsches denkt ist selbst schuld).
Dennoch bin ich froh, dass es einige Dinge in der veganen Variante gibt, weil ich doch sehr lange sehr traurig war, dass ich darauf verzichten musste (in diesem Fall war es tatsächlich Verzicht).
Das wären: vegane Lyoner (schmeckt irgendwie geilo, wieso weiß aber auch niemand), veganes Croissant, vegane "Sahne"torten
LOVE IT!
So! Also dann mal ran an den Speck oder eben nicht!
Ich hoffe meine Ehrlichkeit spornt Euch ein bisschen an!
Eure Maya
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https://Nerdup.me (Samstag, 29 Februar 2020 11:15)
Vielen, vielen Dank für den offenen und ehrlichen Beitrag! Das ist wirklich inspirierend!
Ich bin zugegebenermaßen noch immer Flexitarierin,ernähre mich also primär pflanzlich, aber nicht ausschließlich. Wenn ich tierische Produkte zu mir nehme, lege ich Wert auf Herkunft und Haltungsbedingen. Auf Wurst und Hackfleisch zu verzichten fällt mir leicht, leichter als das Essen von den veganen Ersatzprodukten: Die haben leider oft so viele schlechte Zusätze, um dem Vorbild nahe zu kommen, dass sie mir nicht gesund genug sind. Aber ich brauche den Geschmack von Wurst oder Schnitzel tatsächlich auch nicht, da esse ich viel lieber ein tolles Gemüse!
Schwierig finde ich es gerade bei manchen speziellen Produkten wie meiner heissgeliebten Schokolade: Es gibt ja großartige dunkle, vegane Schokolade. Aber ich finde einfach keine zart-schmelzende, vegane Vollmilchschoko! Daher schaffe ich es bisher noch nicht, ganz vegan zu leben. Aber ich glaube, da wird die Technik mit der Zeit noch bessere Lösungen schaffen!