Ich lebe jetzt seit über einem halben Jahr zu 100% vegan und das hat nicht nur Auswirkungen auf meine Ernährung, sondern vor allem auf meine sozialen Beziehungen.
Es ist eigentlich unfassbar, wie stark sich diese Ernährungsform auf mein soziales Umfeld ausgewirkt hat.
Ich meine ich esse einfach nur anders als davor, doch dadurch, dass ich das ganz bewusst mache und nicht durch eine Allergie von Lebensmitteln abgerückt bin, hat das schon starke Auswirkungen auf mein Umfeld.
Ein paar Fallbeispiele:
1. Ich habe einen guten Freund, mit dem ich darüber gesprochen habe, dass das Mensa Angebot nicht ganz ausgereift ist, weil es nicht jeden Tag ein veganes Gericht gibt, sondern die vegan/vegetarische Linie nur an zwei Tagen die Woche ein veganes Mahl zubereitet. Ich finde das persönlich sehr einschränkend und verstehe es nicht ganz, weil Vegetarier ja auch veganes Essen essen können.
Seine Antwort dazu: ich könne ja auch mal ein Stück Fleisch essen, das wäre ja nicht so schlimm.
Wir haben seitdem keinen Kontakt mehr.
Verlust der Freundschaft durch den Verzicht auf tierische Lebensmittel.
Ich muss glaube ich nicht mehr viel dazu sagen, aber Toleranz sieht anders aus.
Kleiner Einschub: es gibt bereits den Begriff Veganphobie!
2. Ich habe zwei Freundinnen, die, bevor ich vegan wurde, sich nicht so richtig mit der veganen Lebensweise anfreunden konnten und bei denen ich ein bisschen "Schiss" hatte, von der veganen Lebensweise zu erzählen.
Sie haben, ihren Möglichkeiten entsprechend, eigentlich ganz lieb reagiert, aber wenn es um dieses Thema geht, dann ist da schon manchmal noch dieses "ach ja stimmt, du bist ja vegan" dabei, das durchaus auch mal nervig über die Lippen gebracht wird.
Es wird schon besser, aber manchmal verletzt mich das schon...
3. Seitdem ich generell diesen "Umwelttrip" fahre, sind Gespräche mit einigen meiner Familienmitglieder generell total nervig.
Ich kann, auch in Bezug auf andere Dinge, nicht mehr meine Meinung sagen, weil ich sonst sofort gesagt bekomme, dass ich missioniere und anderen immer meine Meinung aufdrücken möchte.
Das stimmt halt einfach nicht und da bin ich mir auch sehr sicher, weil ich mich glaube ich schon ganz gut reflektieren kann.
Viele kritisieren mich auch immer indirekt durch solche Aussagen wie: das ist ja ungesund, veganer Käse kann nicht gesund sein, wo bekommst du denn die Proteine und das B12 her?
- ganz ehrlich? Kann euch doch egal sein, ihr müsst ja nicht vegan essen...
Auch gut ist die Frage: bist du eigentlich noch dabei? Bist du noch vegan?
- Nein natürlich nicht! Das war nur eine Phase, weil das cool war und eigentlich stehe ich total auf den 5 - Minuten - Genuss und bin jetzt wieder Allesesserin. #YOLO
4. Das ist jetzt nicht wirklich eine soziale Beziehung, aber zeigt auch mal wieder, wie verrückt manche Menschen auf die vegane Lebensweise reagieren.
Ich habe eine Jugendherberge für Ende Mai gebucht und nachgefragt, ob es da auch veganes Abendessen gibt.
Die Antwort:
"Also vegetarisch gibt es immer was, aber vegan, dagegen haben wir etwas."
- Ah ja. Was denn?
Ich war einfach sehr irritiert davon, wie man nur sowas sagen kann. Es wurde dann etwas zurück gerudert, dass da eben nicht immer Rücksicht drauf genommen werden kann, aber der fade Beigeschmack bleibt.
Wie gehe ich also mit solchen Situationen um?
Alle vier verletzen mich und ich würde lügen, wenn ich das verneinen würde.
In all den vier Situationen habe ich das Gefühl, dass ich nicht so respektiert werde, wie ich bin.
Generell wird aber ja das Hauptding Veganismus nicht akzeptiert und nicht prinzipiell ich.
Damit muss ich wohl einfach leben.
Meine Strategie: so selten wie möglich das Thema zur Sprache bringen und immer schön drum herumschlängeln.
Es wird dir etwas nicht veganes zu Essen angeboten? Einfach nein danke sagen und lächeln.
Wenn ich etwas koche oder backe und ich gefragt werde, ob das "normal" sei, dann antworte ich einfach: ja und schlage genüsslich zu.
Fazit: ja meine vegane Lebensweise hat sich auf meine sozialen Beziehungen ausgewirkt und vor allem hat sie mir gezeigt, dass viele Menschen in meinem Umfeld gar nicht so tolerant sind, wie ich immer angenommen habe.
Ich habe daraus, bis auf den einen Freund, keine Konsequenzen gezogen, weil ich mir sicher bin, dass das noch wird.
Veganismus ist einfach etwas neues und was der Bauer nicht kennt, das frisst er nicht.
Es nervt zwar total da jetzt der Vorreiter zu sein, aber das kann ich aushalten und dann wird es, in ein paar Jahren, für die anderen, die diesen Lebensweg einschlagen, auch einfacher...
PS: die Leute, die vor 10 Jahren schon vegan gelebt haben, die bewundere ich zutiefst und beneide sie zu 0 %! Das muss echt hart gewesen sein, weil es damals ja nicht diese breite Palette an veganen Produkten gab und vegan damals ein Fremdwort war.
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Lucy (Donnerstag, 23 Januar 2020 17:31)
Hi, Maya,
ich versuche gerade mehr bewusst zu essen.
In Teilzeit versuche ich von Tierprodukten weg zu kommen. Flexitarismus.
Dazu gehört für mich auch weniger Weizen. Vollkorn ist zwar besser, aber das hilft nicht wenn man unausgewogen isst. So bin ich auf Dinkel und Roggen umgestiegen.
Klar, es ist schwierig in unserem Umfeld vegan zu leben. Aber wenn man es vorlebt, ohne Kritik zu üben, ist das manchmal der einfachere Weg. Ich versuche schleichend Veränderungen anzustoßen. Mehr Gemüsebeilagen zum Hauptgericht anzubieten, etwa Salat, Tomaten und Gurke. Aus Zufall habe ich eine Entdeckung gemacht: Gehacktes mit gehäckselten Möhren strecken. Um den Gemüseanteil beim Essen kämpfe ich oftmals, um den Zuckerpush von Nudeln, Gehacktem und Tomatenketchup auszugleichen.
Vergiss bitte nicht, dass in unserer Gesellschaft dem Fleischkonsum, wie in einer Religion, gehuldigt wird. Seit der Kindheit wird die Ansicht vermittelt, Fleisch zu essen wäre normal und wichtig. Somit verteidigen viele Leute das auch. Weil ihr Weltbild empfindlich gestört wird.
Das sehe ich auch beim Weizenkonsum. Da geht es mir sogar besser, seitdem ich auf Buttertoast und Vollkorntoast verzichte. (Wenn es deiner Gesichtshaut besser gehen soll, versuch es mal mit Weizenverzicht. : )) )
Es heißt schnell, dass ich missioniere, wenn ich darüber rede. Um der Trotzreaktion vorzubeugen, lebe ich es lieber vor, die Einsicht die eigene Ernährung umzustellen, muss meine Familie selbst treffen. Zumal jetzt nach Weihnachten oft über zu viel Gewicht geredet wird.
Bitte versucht nicht zu belehren, das wird schlecht aufgenommen, sondern sachlich und dazu Alternativen auzubieten. Es wäre schade, wenn das eigene Umfeld kleiner wird, weil in dieser Sache braucht man sein Umfeld, um Dinge bewegen zu können.
Die eine Veganerin wurde so massiv (emotional) gegenüber mir, dass ich nicht mehr das Gespräch mit ihr in dieser Sache suchte. Damals war ich aufgeschlossen gegenüber Vegetarismus/Veganismus, aber sie hat es wie eine Religion vertreten,
Meiner Meinung nach hat sie jeden positiven Effekt des Veganismus mit Rauchen zunichte gemacht.
Ich wünsche Euch noch viel Spaß und Freude. Wenn Ihr bis jetzt gelesen habt, Dankeschön!
Beste Grüße, Lucy