Schon vor zwei, drei Monaten ist mir diese alte Peta Kampagne zwischen die Finger gekommen und schon damals war ich mehr als verstört von diesem Vergleich.
Ich wusste nicht so recht wieso, weil das vor allem emotional für mich nicht zusammen gepasst hat.
Wieso wird da Schrecken mit Schrecken verglichen? Wieso ist die Massentierhaltung nicht auch ohne einen solchen Vergleich nicht schon schlimm genug?
Ist das nicht respektlos den Opfern gegenüber?
Hat Antisemitismus im Allgemeinen nicht eigentlich eher was mit dem Holocaust zu tun? Ist der Holocaust nicht eigentlich viel mehr, als das Quälen und Ermorden der Juden und anderer Minderheiten?
All diese Fragen beschäftigten mich sehr und immer wieder sah ich natürlich auch die Parallelen:
Lebewesen werden als minderwertig deklariert und behandelt, als seien sie wertlos. Sie werden ausgenutzt, bis sie ihrer Kräfte komplett beraubt sind.
Sie haben keine Möglichkeiten sich zu wehren und sind all ihrer Rechte und ihrer Würde beraubt.
Sie sind dem Tode geweiht.
Klar, diese Parallelen sind sehr deutlich und mir ging es auch nie darum, die Ermordung der Tiere als weniger schlimm einzustufen, sondern einfach um diesen Vergleich an sich.
Er ging mir einfach nicht rein und auch in Gesprächen mit anderen, fanden wir keine richtige Lösung.
Letzte Woche hatte ich dann eine kleine Offenbarung und im Gespräch mit anderen Teilnehmern der Jugendbegegnung wurde mir klar, was mich eigentlich die ganze Zeit so gestört hat.
Stichwort: Instrumentalisierung des Holocaust.
Ich habe dazu einen Artikel unten verlinkt, mit ein paar Beispielen, bei denen der Holocaust instrumentalisiert wird und die definitiv unangebracht sind.
Doch jetzt zurück zu Peta. Peta schreibt in einem Blogeintrag (ebenfalls verlinkt), dass sie die Kampagne auf den Worten von Isaac Bashevis Singer aufbaut, dessen Worte folgende waren:
"Für Tiere sind alle Menschen Nazis"
Singer ist ebenfalls jüdisch und hat Familienangehörige während des Holocaust verloren. Auch andere Mitglieder der jüdischen Gemeinde hätten Peta Zuspruch gegeben und ein Gerichtsverfahren hat die Kampagne ebenfalls als nicht antisemitisch anerkannt.
Ich habe das gelesen und dachte mir dann: ja klar, also wenn die jüdische Gemeinde selbst sich davon nicht angegriffen fühlt und das sogar unterstützt, dann ist ja alles klar. Ein Gericht kam ebenfalls zu dem Urteil, dass es sich hierbei nicht um Antisemitismus handelt, wieso rege ich mich dann auf?
Ja wieso rege ich mich eigentlich noch auf?
Vielleicht deswegen, weil man sich durch solche Tatsachen und Blogeinträge zu leicht manipulieren lässt.
Bestimmt fühlen sich nicht alle Juden davon beleidigt und die Kampagne ist auch nicht antisemitisch, trotzdem ist der Vergleich einfach nicht ok und ich bin mir sehr sicher, dass bestimmt nicht alle (überlebenden) Familienmitglieder von Holocaust Opfern damit einverstanden sind.
Und nochmal nicht deswegen, weil Massentierhaltung nicht schrecklich ist, sondern weil man nicht Schreckliches mit Schrecklichem vergleicht.
Man muss Dinge, die komplett gegen jegliche Moral gehen, nicht miteinander vergleichen, weil man solche Dinge nicht werten kann.
Das eine ist nicht schlimmer als das andere, weil alle Gräultaten einfach schon für sich alleine schlimm sind und das auch jeder, der ein bisschen Anstand und Empathie besitzt, auch ohne Wertung und Vergleich versteht.
Ja Peta hat dieses krasse Beispiel als Vergleich genommen, um auf die schlimmen Bedingungen der Tierhaltung aufmerksam zu machen und die Menschen damit vor den Kopf zu stoßen, die sonst weggucken würden, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass die Menschen, die weggucken, auch bei diesem krassen Vergleich weggeguckt haben und weiterhin weggucken werden!
Peta ist eine tolle Organisation und es ist wichtig, dass Menschen so vehement für Tierrechte eintreten. Leider habe ich bei Peta oft das Gefühl, dass vor allem das Missionieren im Vordergrund steht und damit erreicht man einfach nichts bei den Menschen, die sowieso wegschauen.
Deswegen, auch nochmal als Fazit, bitte nicht missionieren, wenn es um Veganismus geht und bitte Vergleiche mit anderen schlimmen Dingen weglassen und vor allem bitte nicht den Holocaust instrumentalisieren.
Ja, es gibt Parallelen der Grausamkeit, aber aus Gründen des Respekts und des Gedenkens, sollte man Schrecken nicht mit Schrecken vergleichen.
Appelliert an die Vernunft und an den Verstand Eurer Mitmenschen und geht mit gutem Beispiel voran.
Jeder mit Empathie und einem guten Herzen, wird die (Massen)tierhaltung irgendwann hinterfragen und anfangen, sein Leben danach auszurichten. Das geht aber nicht von heute auf morgen und wenn ihr schon vegan/vegatrisch seid, dann seit ihr dem Großteil der Deutschen einen riesigen Schritt voraus und könnt sehr stolz auf Euch sein.
Ich hoffe, dass ich auch eine Diskussion zu diesem Thema entfachen kann und freue mich über jeden Kommentar.
Außerdem hoffe ich, dass ich die Geschehnisse des Holocaust wieder stärker ins Gedächtnis gerufen habe, sodass sich jeder für sich nochmal damit auseinander setzen kann.
Es gibt viele Gedenkstätten und Ausstellungen, sowie umfangreiches Filmmaterial, um sich damit mehr zu befassen.
Nutzt auch die Möglichkeit nochmal mit einem Zeitzeugen/einer Zeitzeugin zu sprechen.
Man versteht vielleicht nicht gleich, was das bringen soll, aber es wird Euer Leben verändern und Euch wieder mehr wertschätzen lernen, was Ihr besitzt und welche Möglichkeiten Ihr habt.
Gedenken und nicht vergessen ist enorm wichtig, vor allem in der heutigen Zeit, die durch und durch vom Egoismus und der Rücksichtslosigkeit der Menschen geprägt ist.
Ich für meinen Teil bin sehr dankbar, dass ich durch Green Maya die Möglichkeit habe, meine Gedanken mit vielen Menschen zu teilen und ich hoffe sehr, dass die Welt irgendwann wieder besser wird.
Ich kämpfe jeden Tag dafür und auch, wenn es manchmal sinnlos erscheint, so habe ich am Ende alles versucht und jeder einzelne, den ich inspirieren konnte, ist ein riesiger Gewinn für mich.
Ich glaube wir haben alle mehr Macht ins uns, als wir es für möglich halten und die sollten wir nutzen!
Eine schöne Restwoche wünsche ich Euch noch!
Eure Maya
PS: Nur, weil ich nicht vegan/vegetarisch seid, seid ihr keine schlechten Menschen! Ich respektiere jeden, der sich klar mit dem Thema auseinander gesetzt hat und sich bewusst für irgendeine Lebensweise entschieden hat.
Was ich jedoch nicht (mehr) verstehen kann, ist, wie man Massentierhaltung klein reden und wegschauen kann.
Jeder MUSS sich in der heutigen Zeit einfach mit seinem Konsum auseinander setzen, auch wenn das nicht immer leicht fällt.
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