Ich war zelten. 5 Tage an der Nordsee. In Schobüll, einem Ortsteil von Husum, habe ich auf dem Campingplatz ''Seeblick'' mein Zelt aufgeschlagen und bin jeden Tag woanders mit dem Rad hingefahren.
Ich hatte wirklich Glück, da es viele Events zu dem Zeitpunkt gab.
In St.Peter-Ording die Kite Meisterschaft und in Husum ''Raritäten der Klaviermusik'', ein Festival der Klaviermusik.
Doch das Abenteuer ging bereits viel früher los.
Nachts um halb 5 in Karlsruhe.
Mein Fahrrad, die Satteltasche, mein großer Rucksack und mein kleiner Rucksack. So bin ich zum Bahnhof geradelt und dann ab in den Zug.
Das Fahrrad in den Zug mitzunehmen ist eigentlich eine coole Sache. Mit BahnCard kostet es nur 6 Euro einen Platz für das Rad zu reservieren und die Zugsuchmaschine, die man leicht durch ''Zug und Fahrrad'' findet, spuckt einem nur Züge aus, in denen eine Fahrradmitnahme überhaupt möglich ist.
Die Fahrradständer im Zug sind an sich ok, manchmal muss man das Fahrrad aber auch aufhängen, was mir gar nicht möglich gewesen wäre, da mein Fahrrad sehr schwer ist und ich dann doch nicht stark genug bin, deswegen war ich immer sehr froh, dass meine Reservierungen immer ebenerdig waren.
Zusammenfassend kann man zu dem Kapitel: Zug+Rad sagen, dass es eine super Sache ist, solange man nicht umsteigen muss oder genug Zeit hat, sonst wird das eine stressige Nummer. Außerdem sind Fernzüge echt günstig zurzeit.
Die Sache mit dem Rad war dann also schon ein Abenteuer für sich, die Tatsache, dass ich aber alleine war, war für meine Mitmenschen wohl die Attraktion.
Man könnte meinen, dass man so alleine nicht viel zu reden hat, aber man wird echt ständig darauf angesprochen, dass man alleine unterwegs ist.
Wenn man irgendwohin fährt/läuft, dann schauen einen die Leute immer so komisch an. So nach dem Motto: was ist los mit ihr?
Ich glaube das ist weniger negativ gemeint, als es vielleicht erst rüberkommt, sondern halb beeindruckt und vor allem auch etwas reflektiert: könnte ich das?
Wahrscheinlich bejahen dies die wenigsten, obwohl ich es wirklich empfehlen kann.
Alleine reisen klingt total langweilig und es erfordert bestimmt auch Mut. Dabei braucht man nicht den Mut alleine in den Zug zu steigen oder so, da die meisten Menschen doch hilfsbereit sind, auch auf dem Campingplatz hatte ich immer Hilfe, nein, man braucht Mut zum Alleine sein.
Alleine sein beinhaltet vieles. Über sich selbst nachdenken, über andere nachdenken, über das Leben nachdenken, Ziele, Hoffnungen.
Es bedeutet aber auch einfach mal nichts zu denken.
Alleine ins Kino zu gehen und alleine zu essen, zu trinken.
Ich bin seit Dienstag wieder sozialisiert und seit gestern wieder zurück von der Reise.
Für mich war das Angenehmste am Alleine sein die Ruhe und der Frieden, das nicht nachdenken.
Bei meiner Freundin in Hannover haben wir viel debattiert, über sehr wichtige Themen (Freundschaft, Familie, Feminismus, Gleichberechtigung usw.)
Gestern war ich feiern und ich konnte sehr klar artikulieren was mir gut gefallen hat und wieso etwas nicht.
Doch gestern ist mir auch aufgefallen, dass ich das nur so gut konnte, weil ich mir davor so krass den Kopf darüber zerbrochen habe, dass ich das jetzt so gut ausdrücken kann und meine Meinung fundiert begründen kann.
Das finde ich aber eigentlich gar nicht so gut.
Weil ich dadurch einfach total unentspannt bin.
Ich habe immer eine Meinung und dann bin ich manchmal für etwas und manchmal gegen etwas und ein paar Monate später finde ich Ideen dann doch gar nicht mehr so doof, wie davor und dann ändere ich meine Meinung.
Ich nehme mir dadurch Freiheiten.
Das habe ich gelernt durch das nichts denken. Freiheit spüren und fühlen.
Mehr chillen, weniger den Kopf zerbrechen.
Und so ist alleine Reisen für jeden etwas anderes.
Für mich war es ein Genuss an nichts zu denken, für andere ist es eine Zeit um mal nachzudenken.
Meine 5 Tage Nordsee waren für mich eine fünftägige Meditation.
Ich würde es jederzeit wieder machen.
Und wenn Ihr jetzt vielleicht denkt: okay klingt cool, will ich auch, traue mich aber nicht, dann versucht herauszufinden, wo eure Ängste sind, akzeptiert sie, jeder hat mal Angst und zweifelt und versucht es dann trotzdem umzusetzen.
Das größte Geschenk in der heutigen Zeit ist Zeit. Zeit für sich und Zeit für Urlaub, Familie, Freunde.
Ich bin jetzt wieder gestärkt für den letzten Abschnitt meines Bachelors und auch für mein Leben neben der Uni, meinen Blog und meinen Nebenjob.
Ich habe super viele coole Ideen und ich freue mich jetzt einfach darauf das neue Kapitel aufzuschlagen!
Ich hoffe niemand ist enttäuscht, dass ich jetzt keinen detaillierten Urlaubsbericht abgebe. Für mich stand nicht im Fokus was ich gemacht habe, sondern dass ich einfach jeden Tag viel Fahrrad gefahren bin und immer mal wieder etwas anderes angeguckt habe. Generell ist ein Nordseeurlaub eine Reise in die Natur, geprägt von der Anpassung an die Gezeiten und von einer wunderschönen Landschaft, mit unfassbar vielen Schafen.
Ich kann, ganz passend zum Thema ''Familie und Zeit ist wichtig'', den neuen Film ''Christopher Robin'' empfehlen, da ich ihn an einem verregneten Abend im Kino angeguckt habe und ihn wunderschön und lustig fand.
Dann bis bald!
Eure Maya
PS: ein paar Bilder dürfen natürlich nicht fehlen!
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